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Wie die Kirner Privatbrauerei mit Zuversicht die Krise meistert
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Die Kirner Privatbrauerei und O.D.D. sind wie Hopfen und Malz: Ein Erfolgsrezept. Wir waren dabei, als die Brauerei plötzlich vor ungeahnten Herausforderungen stand. Die Pandemie zwang Gastronomen und Veranstalter, die zum einkalkulierten Einkommen des Traditionsbetriebs beitragen, zur vorübergehenden Schließung. Eigene Happenings wie Brauereiführungen und Verkostungen mussten abgesagt werden. Alles hing in der Schwebe, niemand wusste wie es weitergehen würde. Sven Schirmer, einer der beiden Geschäftsführer der Kirner Privatbrauerei, berichtet, wie er in seiner noch kurzen Laufbahn in dieser Position die Krise erlebt hat.
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Herr Schirmer, Sie mussten schnell reagieren, als es Mitte März zum Shutdown kam. Bier lässt sich ja schlecht vom Homeoffice aus brauen. Welche Maßnahmen wurden ergriffen?
Zunächst einmal war für uns gar nicht absehbar, was passieren würde, als Ausgangssperren verhängt wurden und die Gastronomie schließen musste. Unsere Brauereilager waren voll. Wir hatten wie geplant im ersten Quartal produziert. Gutes Bier, das nun erst einmal da stand. Die große Frage für uns war, ob es uns im Lager abläuft. Unsere Abverkäufe sind zu der Zeit massiv eingebrochen. Wir haben über April und Mai fast 50 Prozent unseres Umsatzes verloren. Das hat uns hart getroffen und wirkt natürlich noch nach. Wir haben deshalb zeitnah mit der Einführung von Kurzarbeit reagiert und von Zwei- auf Einschichtbetrieb umgestellt. So konnten wir den Heimkonsum weiterhin bedienen, aber das Fassbiergeschäft brach völlig ein.
Zusätzlich haben wir alle nicht zwingend notwendigen Investitionen, wie die Neukonstruktion der Bürosituation, vorläufig verschoben.
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Sie haben, trotz der Krise, am 4. Mai das „Natur Radler“ gelauncht. Wie hat O.D.D. Sie bei der Einführung des „Natur Radler“ unterstützt?
Die Überlegung das „Natur Radler“ einzuführen, war schon länger da. Als die Pandemie kam, sagten wir uns: Jetzt erst recht! Man könnte sich fragen, warum wir ein so erfolgreiches Produkt wie das Radler austauschen. In der Marktanalyse sehen wir, dass Naturradler ein wachsendes Segment ist. Alle relevanten Handelszentralen haben uns bestätigt, dass es in den Verkaufsstatistiken ein führender Artikel ist. Wir wussten auch genau, wie es schmecken soll. Nachdem unsere Brauer wirklich schon im ersten Wurf das „Natur Radler“ so getroffen haben, wie wir es uns vorgestellt haben, ging es an die visuelle Umsetzung.
Dazu holten wir O.D.D. ins Boot. Das lief sehr unbürokratisch, sehr unkompliziert. In direkter Absprache mit Christian Pfeifle konnte ich unter anderem meine Vorstellungen zum Farbkontext auf kurzem Weg einbringen. Naturradler werden deutschlandweit in einem Grünton gehalten. Gelb hatte unser Radler vorher. Wir wollten eine frische Mischung daraus und haben schnell ansprechende Vorschläge erhalten. Mit telefonischem Kontakt und dem Austausch von Entwürfen per E-Mail konnten wir uns in kürzester Zeit für ein Design entscheiden, das in die Linie unserer kompletten Range passt. Das wurde dann professionell, schnell und termintreu umgesetzt. Ich persönlich finde das sehr gut und weiß, dass das nicht die Norm ist. Also das war angenehm – ja, das war prima. Wir konnten das „Natur Radler“ dann auch wie vorgesehen einführen. Vor der Pandemie hatten wir den Plan, es im Mai zu launchen. Wir haben wirklich diskutiert, ob wir das machen sollten. Aber wie ich eingangs sagte: Jetzt erst recht! So kurz vor dem Sommer ist einfach der perfekte Zeitpunkt, um ein Radler auf den Markt zu bringen. Durch die Pandemie gab es schon genug negative Botschaften. Da haben wir gesagt, wir müssen etwas Positives an den Start bringen.
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Zwischen der Brauerei und der Druckerei besteht eine langjährige Verbindung. Worin liegt für Sie der Mehrwert in der Zusammenarbeit mit O.D.D.?
Viele Brauereien arbeiten mit Agenturen, die nicht vor Ort sind. Wir haben hier eine Verbindung in der Region. Zu den kurzen Wegen kommt die Kombination aus Unterstützung im Design und anderen Bereichen. Wir haben beispielsweise im letzten Jahr unsere Weihnachtsaktion mit O.D.D. gemacht, bei der neben dem Kreativpart auch die digitale Expertise und die Druckerei gefragt waren. Bei O.D.D. kommt alles aus einer Hand. In meiner Position muss ich mich auf meine Partner verlassen können. Ich muss die Gewissheit haben, dass alles läuft. Von O.D.D. erhält man vollumfänglich und quasi mundgerecht serviert, was man gerne hätte.
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2020 ist ein geschichtsträchtiges Jahr für die Brauerei – nicht nur wegen der Pandemie, sondern auch wegen des 222-jährigen Jubiläums. Haben Sie zur Feier der Schnapszahl etwas geplant?
Wir waren voller Begeisterung, Leidenschaft und Euphorie vor der Pandemie. Wir wollten im Rahmen des Kirner Oktoberfestes eine große Veranstaltung im Festzelt machen und gemeinsam mit unseren Kunden und Partnerfirmen feiern. Nun wurden sowohl das Oktoberfest als auch unsere Feierlichkeiten zum Jubiläum abgesagt. Derzeit ist es einfach nicht machbar, viele Menschen zu einer solchen Veranstaltung in geschlossenen Räumen zusammen zu bringen. Schweren Herzens haben wir uns also dazu entschlossen, nicht zu feiern. Durch die bisher ausgefallenen Veranstaltungen und die entsprechend schlechte Ertragslage lassen wir erst einmal Vorsicht walten. Wir feiern zwar jetzt nicht, aber wir lauern schon auf das 225. Jubiläum.
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Wie identifizieren Sie sich persönlich mit der Marke „Kirner“?
Ich habe schnell dieses Kirner-Gefühl aufgesaugt und gespürt, wie diese Region, insbesondere rund um Kirn, eine enge Verbindung zur Marke, zu unserem Traditionsbetrieb und zu den Produkten hat – die Brauerei ist hier eine Institution. Das färbt natürlich auch auf mich ab. Heute bin ich Kirner, vollumfänglich! Die Region hat so viel Potential für uns und es gibt so viele Menschen, die wirklich voller Leidenschaft dieses Bier lieben. Das ist sehr beeindruckend für mich und ich bin jeden Tag froh, wenn ich in die Brauerei fahre.
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Welche Biere würden Sie den Mehrwert-Lesern empfehlen?
Natürlich ist es als Geschäftsführer der Brauerei schwierig, ein Bier besonders hervorzuheben. Zu dieser Jahreszeit würde ich mich auf jeden Fall für unser Weizenbier und das „Natur Radler“ entscheiden. Wir haben ein großartiges Weizen, das sich hinter keinem bayrischen Weizen verstecken muss und absolut mit diesen konkurrieren kann. Auch unser Pils ist schon seit Jahrzehnten am Markt ein stabiles Top-Produkt: Geschmack und Qualität werden sehr gelobt. Und das „Natur Radler“ ist ein überragendes Produkt geworden. Wenn ich mich festlegen soll, würde ich das Weizenbier und das „Natur Radler“ nennen.
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Herr Schirmer, vielen Dank für das offene Interview. Wir freuen uns schon auf die nächsten Projekte mit Ihnen!
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Die Kirner Privatbrauerei ist ein Traditionsbetrieb und besteht nun seit mehr als 200 Jahren. Das schafft man nur, wenn man am Puls der Zeit bleibt, sich ständig weiterentwickelt und Herausforderungen nicht scheut. Positives und flexibles Denken zahlt sich aus: Unter Einhaltung der Infektionsschutzmaßnahmen konnte der Fan-Shop bereits wieder eröffnen. Und aktuell wird alles dafür vorbereitet, ab September wieder Brauereiführungen mit kleineren Gruppen stattfinden zu lassen.
Vielleicht findet sich ja sogar eine Idee, um das 222-jährige Bestehen der Brauerei doch noch zu feiern …
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